philosophie_norm

Wie eine Pflanze ein ihr entsprechendes Klima, Wasser und Nährstoffe braucht um zu wachsen, bedarf es auch bestimmter Voraussetzungen, um in einem Dojo zu lernen und somit Geist und Körper zu erforschen. Dazu gehören die Präsenz und Forderungen des Lehrers und seiner etwaigen Stellvertreter, die Beziehungen der Schüler untereinander und zu ihrem Lehrer sowie Haltung, Einsatz und bestimmte Rituale. Die Art und Weise, wie wir reden, uns bewegen, uns verhalten, wie wir sind, beeinflusst unsere Umgebung. Das bezieht sich auf das Verhalten im Dojo genauso wie auf die Haltung, die man sich selbst, seinen Eltern, Kindern, Schülern, Lehrern und allen seinen Mitmenschen gegenüber hat. Die menschlichen Beziehungen in einem Dojo sind von Respekt, Verständnis, Vertrauen, Disziplin und Freundschaft geprägt. Eine natürliche positive Einstellung also.

Einige Rituale können dabei helfen, sich der eigenen inneren Haltung bewusst zu werden und sich an die eigene Absicht zu erinnern. Wenn man das Dojo betritt, macht man eine Verbeugung vor dem Raum. Das bedeutet, dass man seine Probleme vor der Türe lässt und sich nur auf die Übungen konzentriert. Man erinnert sich daran, warum man dort ist, dass man niemanden verletzen, sondern selbst lernen will. Wenn man grüßt, dann nicht irgendwie, sondern aufmerksam und voller Energie. Auch die Art und Weise, wie man den Raum und den Lehrer begrüßt, wie man seine Sachen ordnet und seine Schuhe aufstellt, wirkt sich auf die Atmosphäre im Dojo aus. In diesen scheinbar nebensächlichen Verhaltensweisen spiegelt sich vieles wider, man trifft es nicht zuletzt auch auf den Tatami an.

Genauso haben die Verbeugungen vor dem Lehrer und voreinander eine Bedeutung. Sie drücken den Respekt aus vor dem Weg, den man gehen will, sowie vor dem Lehrer, der einem dabei hilft, und den Mitschülern, die einen begleiten. Sie sollten auch Achtung vor dem menschlichen Leben ausdrücken.

Diese Haltung zieht sich als ein Faden durch den gesamten Unterricht. Es geht dabei um ein eigenes inneres Entdecken dieser Werte und nicht nur um bloßes Unterlassen von etwas Falschem oder um reine Formalität.

Was meine Haltung den anderen Menschen gegenüber prägt, ist die gleiche Haltung und Einstellung, die ich auch mir gegenüber habe. Wer sich nicht schätzt, wird auch niemanden anderen schätzen können. Wer unharmonisch lebt, wird diese Disharmonie in die Welt hinaus tragen, davon sind Kriege nur die letzte grausame Konsequenz. Ein wahrhafter Kampfkünstler ist eine Frau oder ein Mann des Friedens und der Harmonie und nicht des Krieges.

Sensei Mewis | Berlin, den 1.November 2006

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